Laut UNICEF leben momentan (2019) über 2 Millionen unterernährte Kinder in Afghanistan. Auch in der Dewanbegi Klinik haben wir immer wieder unterernährte Frauen und Kleinkinder beobachtet. Aus diesem Grund haben wir das Ernährungsprogramm in der Dewanbegi Klinik ins Leben gerufen. Schwangere, Frauen in der Stillzeit und Kleinkinder, die unter Unterernährung leiden, werden in der Klinik untersucht und erhalten bei Bedarf ca. alle zwei Monate kostenfreie Lebensmittelpakete in einem Gesamtzeitraum von einem Jahr. In den Paketen sind Mehl, Getreide, Bohnen, Kichererbsen, Öl, jodiertes Salz, Milch und Vitaminpräparate enthalten.

Das Ernährungsprogramm wurde mit freundlicher finanzieller Untersetzung seitens der Kinderhilfe-Afghanistan Anfang des Jahres 2019 gestartet.

Momentan kommen täglich 5 – 10 Frauen und Kleinkinder in die Klinik. Alle Patientinnen, die die Klinik aufsuchen, werden untersucht und die Ergebnisse werden dokumentiert. In das Programm aufgenommen werden allerdings nur diejenigen, die Anzeichen von Unterernährung aufweisen oder gefährdet sind.

Qamar Gula ist vor 3 Jahren aus Pakistan nach Kunduz gekommen und aufgrund der Kämpfe vor 6 Monaten nach Kabul/Dewanbegi geflüchtet. Sie weiß nicht wie alt sie ist. Sie hat vier Söhne und drei Töchter. Ihr Mann hatte einen Tumor im Kopf und ist trotz teurer Behandlungen (100.000 Afghani) vor 7 Monaten gestorben.

Gestern hat Qamar Gula ihre Tochter zur Dewanbegi Klinik gebracht und wurde nach ersten Untersuchungen für das Ernährungsprogramm für Schwangere und Frauen in der Stillzeit aufgenommen. Heute hat sie eine Nachbarin mit einem Baby für die Anmeldung zum Programm zur Dewanbegi Klinik gebracht. Die Nachbarin heißt Bibi Zar und ist 30 Jahre alt. Sie hat 5 Kinder im Alter von 13, 10, 8, 5 Jahren und 8 Monaten.

Eine andere Frau heißt Sherin Gul, sie ist 40 Jahre alt und hat 7 Kinder. Ihr Mann sammelt Papier auf den Straßen und verkauft es weiter. Keines der Kinder geht zur Schule, weil die Familie es sich nicht leisten kann. Diese Binnenflüchtlinge bekommen weder Unterstützung von staatlicher Seite noch von internationalen Organisationen und sind ganz auf sich selbst in diesem neuem Umfeld gestellt. Sie müssen täglich kämpfen um zu überleben.  

Alle kommen aus dem Distrikt Char Dara in der Provinz Kunduz nach Dewanbegi, weil es hier sehr günstige Lehmhütten zur Miete gibt. Sie haben im Distrikt Char Dara Häuser und Ackerland, aber aufgrund des Krieges sind sie nach Kabul gekommen. In Kunduz waren über 10 Jahre lang Soldaten der Bundeswehr stationiert, die dort für Sicherheit und Entwicklung sorgen sollten. Viele Hilfsgelder flossen damals in diese Provinz. Heute wird lediglich der Stadtkern von der Regierung kontrolliert, die restlichen Regionen stehen unter dem Einfluss der Taliban. Die Lage ist sehr instabil und es kann jederzeit zu neuen Kämpfen kommen. An einem Nachmittag habe ich mich in der Klinik mit Dr. Qais ausführlich über das Ernährungsprogramm und Unterstützung der Klinik seitens der Kinderhilfe-Afghanistan ausgetauscht.

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